last update: 26.02.2024  //  Abschnitt "Fakten zur Vinylschallplatte"
 

1.- Die Schallplatte

Themen-Überblick

1.1 - Die Schallplatte (ein Tonträger aus Vinyl=Polyvinylchlorid)

1.2 - Vor- und Nachteile eine Schallplatte

1.3 - Struktur und Elemente einer Schallplatte

1.4 - Das Schallplatten-Etikett, LP-Label (Plattenaufkleber)

1.5 - Gimmicks auf Schallplatte

1.6. - Die Picture Discs

1.7 - Schallplatten-Formate

        1.7a - Langspielplatte (LP)
        1.7b - 12" Maxi

        1.7c - Die Single

1.8 - Klangtechniken der Schallplatte (Mono, Stereo, Quadrofonie, Kunstkopf-Stereofonie/Binaurale Tonaufnahme)

1.9 - RIAA/RIAA-Kurve

1.10 - Direct Metal Mastering (DMM)

1.11 - Half Speed Recording / Half Speed Mastering

1.12 - Direktschnitt / Direct Disc Recording (direct-to-disc, direct-cut)

1.13 - Mastering (Audio-Mastering)

1.14 - Remastering / Remix (analog, digital)

1.15 - Haltbarkeit/Verschleiß 

 

1.1 - Die Schallplatte (ein Tonträger aus Vinyl = Polyvinylchlorid)

Einleitung 

Erfunden hat die Schallplatte der Deutsche Emil Berliner in den USA, der dort auch 1887 das Patent anmeldete. Zunächst bestand die Schallplatte aus Hartgummi, später aber aus einem Verbund aus Baumwollflocken, Schieferpulver, Ruß und Schellack. 

 

Die Vinyl-Schallplatte wurde als Nachfolger der Schellack-Platte bereits in den 1930er in den USA entwickelt, aber es dauerte noch bis etwa Ende der 1950er Jahre, bis es zum großen Durchbruch auf den nationalen und internationalen Märkten kam. Verursacht wurde die relativ späte Verbreitung durch fehlende Standards bzgl. der Größe (Durchmesser),  der Abspielgeschwindigkeit und des Komprimierungsverfahren  (Stichwort RIAA-Kurve). 

 

Der heute vielfach benutzte Begriff Vinyl, als Synonym für die Vinyl-Schallplatte, wird aus der Materialbezeichnung Polyvinylchlorid (PVC) abgeleitet. Die Entstehungsgeschichte der Vinyl-Schallplatte kann sehr ausführlich auf Wikipedia nachgelesen werden (klick HIER).

 

Die Vorteile der Vinyl-Schallplatte gegenüber der damals verbreiteten Schellack-Schallplatte, lagen im geringeren Materialpreis (PVC war deutlich billiger als Schellack), sowie im geringeren Gewicht und die Vinyl-Schallplatte war relativ flexibel (eine Schellackplatte ist sehr hart und spröde,  relativ schwer und lässt man sie versehentlich fallen, dann kann sie zerbrechen (also vergleichbar mit Glas). 

 

Allerdings besitzt auch die Vinyl-Schallplatte einige Nachteile, wie z.B. die empfindliche Oberfläche (Stichwort Kratzer, Hairlines oder die Verschmutzung, verursacht durch statische Aufladung). Hinzu kommen noch weitere Nachteile, aber auch  wiederum einige Vorteile, wenn man die Schallplatte mit einer CD (Compact Disc) oder digitalen Streams vergleicht (weitere Details s.u. im Abschnitt "Vor- u. Nachteile").

 

Mit dem Aufkommen der CD wurde die Schallplatte in eine Marktnische gedrängt. Viele Presswerke wurden daraufhin geschlossen. Die Labels schwenkten um und veröffentlichten mehr und mehr ihre Musikproduktionen auf CD. Aber seit etwa 2012/2013 erlebt die Schallplatte eine gewisse Renaissance (teilweise als Kultobjekt bzw. als Modeerscheinung) aber relativ zu den Umsätzen der CD und dem stark anwachsenden Steaming (im Jahr 2018 hat erstmals das Streaming mehr Umsatz generiert als die CD-Verkäufe; ebenso in 2018 ging erstmalig der Verkauf von Vinyl-Schallplatten etwas zurück), bleibt die Vinyl-LP nach wie vor ein Nischenprodukt (vgl. dz. die Jahresrückblicke in Zahlen der deutschen Musikindustrie, klick HIER). 

 

Fakten zur Vinylschallplatte im Kurzüberblick (ohne Sondervarianten!)

- schwarz, rund, in Durchmesservarianten von  7"/10"/12"  

- 2 Seiten mit jeweils einer spiralförmigen Rille und einem runden Label und mittig eine Zentrierloch

- V-förmige Rille (Querschnitt), am Rillengrund ca. 8/10 µm, oben ca. 50/40 µm  

- Aufbau: Einlaufrille, Tonrille (durch Leerrillen separiert), Auslaufrille mit Matrix-Nr., Label mit Zentrierloch  

- Rillenlänge einer 12"-LP variiert ja nach Spieldauer: ca. 300-500 Meter

- Abspielgeschwindigkeiten 45 (Singles & Maxis) oder 33 1/3 U/min (LPs/EPs)

- Gewicht variiert zwischen ca. 110 - 180g, demzufolge variiert auch die Dicke 

- Material: zumeist schwarz eingefärbtes PVC (Polyvinylchlorid)

- Designvarianten: schwarz, div. weitere Farbvarianten, einfarbig, gemustert, transparent, mit Bildern (Picture Disc) 

- Haltbarkeit: je nach Materialzusammensetzung und Auflagegewicht des Tonabnehmer und

   Material sowie Schliff der Abtastnadel
   --> ca. 1000 Abspielungen, danach erfolgt sukzessive ein Klangverlust durch die Abnutzung der Rille  (Flankenschrift) 

 

Weitere Quellen zur Geschichte, Produktion und Bedeutung der Schallplatte:

Wikipedia: klick HIER

TU Berlin: https://www.arte.tu-berlin.de/fileadmin/fg301/Archivierungsprojekt/Die_Vinylschallplatte_anonym.pdf

Braunschweiger Plattenmuseum: klick HIER

Sender NDR: klick HIER

Bedeutung/Renaissance der Schallplatte "Gibt es ein Revival der Schallplatte?" (Beitrag von 2012): www.youtube.com/watch?v=gRDq5Ykyti0

 

Material, Aufbau, Farbe

Zunächst wurde die Vinyl-Schallplatte lediglich aus  schwarzen PVC gepresst. Erst viel später wurden dann auch (ein-)farbige Versionen hergestellt, z.B. in rot, blau, gelb, orange, weiß, usw.. In den 1970er und 1980er wurden dann zusätzlich LPs mit transparenten Farbkombinationen oder auch mit farbigen Vinyl-Strukturen (marmoriert) gepresst (Beispiele farbiger Vinyl-Schallplatten gibt es HIER). Ende der 1960 kamen dann auch die in der heutigen Form bekannten Picture Discs (vgl. dz. das MINT-Magazin Nr. 17 vom Dez. 2017) auf dem Markt.

 

Die klassische 12" Vinyl-LP besteht aus einer homogenen PVC-Scheibe (30cm im Durchmesser) mit einem Papier-Etikett (Label genannt, 100mm im Durchmesser) und einem Zentrierloch (8mm Durchmesser). Hergestellt wird die Schallplatte in dem man auf einen erhitzten Vinyl-Puck (zylindrischer Vinyl-Klumpen) oben und unten ein Etikett auflegt und dann mit zwei Pressmatrizen (Oberseite und Unterseite) fest zusammenpresst. In die silbernen Pressmatritzen hat man zuvor die Rillen (als Negativ) eingepresst und durch galvanische Prozesse für den Pressvorgang haltbar gemacht.   

 

Eine Picture Disc dagegen besteht aus unterschiedlichen Material-Lagen (Folie> Foto> Vinyl-Kern <Foto <Folie), die dann ebenfalls mit einem Matrizen-Paar (Ober- und Unter-Seite) zusammengepresst werden.

 

1.2 - Vor- und Nachteile einer Schallplatte

Vorteile:    - angenehmer, natürlicher Klang 

                    - relativ einfache Handhabung
                    - große Auswahl an Abspielgeräten (Plattenspieler und Phono-Vorverstärker von billig bis extrem teuer)
                    - wenig Klangverlust über die Zeit, da mechanische Tonrille
                    - Haptik

                    - geringste Materialveränderung durch Alterung 

 

Nachteile:  - empfindliche Oberfläche (Hairlines, Kratzer, Schmutzablagerungen in der Tonrille) 

                     - negative Klangeinflüsse durch Knistern, knacksen, rauschen (bedingt durch stat. Aufladung --> Verschmutzung)
                     - Reinigung von Zeit zu Zeit notwendig inkl. Abtastnadel und auch von Zt. zu Zt. die Plattenspieler-Oberseite
                     - keine Fehlerkorrektur 
                     - relativ kurze Spieldauer pro Seite

                     - Verschleiß der Abtastnadel, defekte Abtastnadel kann u.U. die Tonrille (Flankenschrift) beschädigen
                     - Mittelbohrung kann verschleißen 
                     - empfindliches Platten-Etikett (meist aus Papier)
                     - Wärme-Empfindlichkeit: Vinyl ist nicht hitzebeständig (LP vor Sonnenbestrahlung schützen, sonst Gefahr
                        von Beulen und Wellen,  Umgebungstemperaturen > 40 Grad vermeiden!!!)

                     - Größe und Gewicht (großer Platzbedarf, bei größeren Sammlungen kann es zu Gewichtsproblemen kommen)

                     - Nicht löschbar bzw. nicht wieder-bespielbar (im Vergleich zum Tonband, Compact Cassette oder CD-RW)

                     - Verschleiß (Klangeinbußen) ab ca. 950 Abspielungen  

 

Trotz der vielen Nachteile (insbesondere im Vergleich zur CD) bin ich ein großer Fan der Vinyl-Schallplatte!

Es ist einfach die gesamte Album-Haptik (Platte und Hülle), die dazugehörende Cover Art (klick HIER) sowie der analoge Klang. Alles das begeistert mich immer wieder aufs Neue.

1.3 - Struktur und Elemente einer Schallplatte

Tipp:

Für Technik-Freaks: Demo-Video über Schallplattenabtastung unter einem Mikroskop --> klick HIER  (Youtube),

(ab Position 4:20 [min:sek] im Video zu sehen; ebenso im Video zu sehen: eine CD und DVD unter einem Mikroskop).

 

Technik-Artikel zur Tonerzeugung einer Schallplatte: http://www.fl-electronic.de/analog/schallplattenwiedergabe.html

 

Die Rille

Betrachtet man sich eine Schallplatte mal etwas genauer, dann wird man einige Details entdecken. Das sind zum einem  

die Tonrille, die durch glatte Rillen umrahmt sind. Die glatte Rille ganz außen, das ist die sogenannte Einlaufrille. Hier wird der Tonabnehmer bzw. die Abtastnadel zum Start aufgesetzt. Dann läuft die Nadel in die Tonrille. Ist der erste Titel abgespielt, dann wird die erste Leerrille erreicht. Die Leerrillen dienen zur optischen Identifikation der einzelnen Musikstücke. Dadurch hat man die Möglichkeit die Abtastnadel zum Start eines beliebigen Musiktitel gezielt aufzulegen. Sind dann alle Titel abgespielt, dann erreicht die Abtastnadel den inneren, glatten Ring, die sogenannte Auslaufrille (in der Fachsprache als "Spiegel" oder im englischen Sprachraum mit "Dead Wax" bezeichnet).

 

Form und Größe einer Tonrille (Rille)  

Ein sehr interessantes Element einer Vinyl-Schallplatte ist die Rille (Tonrille). Normalerweise hat jede Schallplattenseite nur eine Tonrille, die von außen spiralförmig nach innen läuft und am Ende in einen Ring (Endlosschleife) mündet. Den Startbereich der Tonrille nennt man "die Einlaufrille" (ohne Klanginformation), dann beginnt die Tonrille (beinhaltet die Klanginformationen) und wird durch eine sogenannte Leerillen unterbrochen. Die Leerrille dient zur optischen und akustischen Trennung der einzelnen Musikstücke. Zum Schluss (am inneren Bereich kurz vor dem Label) im glatten Auslaufbereich (Spiegel), ist die sogenannte Auslaufrille, die auch kein Tonsignal enthält. Das Ende der Auslaufrille mündet in einen Ring, in einer Endlosschleife. Diese Endlosschleife verhindert, dass die Nadel in das Label berührt.

 

Die Tonrille, mikroskopisch betrachtet, hat eine Flankenschrift und Tiefenschrift, d.h. die Rillenstruktur besteht aus "Bergen und Tälern" die sich links und rechts auf den Flanken (Flankenschrift) befinden, sondern die Rille ist in Wellen horizontal als auch vertikal ausgeprägt.

 

Die heutige, standardisierte Stereo-Mikrorille hat an der Oberfläche eine Breite von ca. 40 µm und am Rillenboden eine Verrundung (Radius) von ca.8 µm. Die beiden Flanken der v-förmigen Rille, haben einen Neigungswinkel von 45° (daher hat diese Rillentechnik das Kürzel "45/45") und stehen somit eine einem Winkel von 90 Winkelgraden zueinander. Das technische Meisterwerk ist hierbei, dass es gelungen ist, die beiden Stereokanäle in eine Rille zu integrieren (modulieren), respektive einzuschneiden. Mit der Einführung der Quadrophonie hat man es sogar geschafft 4 Kanäle in die Rille zu modulieren! 

 

Die frühere Mono-Rille hatte eine Breite von ca. 55 µm und einen Rillengrundradius von 10 µm. Im gegen Satz zu Stereo-Rille wurde die Toninformation der Mono-Rille rein durch seitliche Auslenkungen (lateral) in das Vinyl geschnitten.  

 

Länge der Tonrille:

Laienhaft ausgedrückt hat eine Schallplatte "unzählige Rillen", aber Fakt ist, dass die Schallplatte auf jeder Seite normalerweise nur eine Rille besitzt, die spiralförmig in die Schallplatte eingepresst wurde. Es gibt aber auch seltene Gimmick-Varianten, da hat man mehrere Rillen auf eine Plattenseite gepresst (Beispiel klick HIER). 

 

Ich habe mal ausgerechnet, wie lang in etwa eine Tonrille ist. Wird eine LP-Seite komplett abgespielt, dann hat eine Abtastnadel (je nach Spieldauer) in etwa eine Strecke von ca. 300-500 Meter zurückgelegt (ich selbst hab' mal ausgerechnet, dass bei einer angenommen Spieldauer von 20 Minuten bei 33 1/3 U/Min. die Rille eine Länge von ca. 460,5 Meter hat). Berücksichtigt man dann noch die zweite Seite, so kommt man in Summe auf die Stecke von 600-1000 Meter, was ja dann schon im Bereich eines halben bis eines ganzen Kilometers liegt!!!   

 

Die folgenden Fotos zeigen tolle Mikroskop-Aufnahmen von Schallplattenrillen aufgenommen vom Institute of Optics  (URnano) der University of Rochester, aufgenommen und bearbeitet von Chris Supranowitz im Jan. 2013:


Bildrechte: University of Rochester, Institute for Optics // Info-Quelle: www.aphelis.net/representing-sound/ // Weitere sehr interessante Mikroskop-Fotos von Schallplattenrillen des "Institutes for Optics" zum Download: klick HIER
------

Wie die Rillen auf die Schallplatte kommen, ist im Lexikon-Kapitel "Herstellung" beschrieben: klick HIER

 

Der Auslaufbereich (der Spiegel, die Heimat der Matrix)

Schaut man sich den Bereich der Auslaufrille genauer an (z.B im Gegenlicht oder mit einer beleuchteten Lupe), so erkennt man diverse Markierungen (Kurztexte, Buchstaben-/Nummer-Kombinationen und ggf. auch Initialen). Diese Zeichen wurden bereits zuvor von Hand auf die Pressmatrize eingekratzt (etched) oder auch alternativ gestempelt (stamped). Diese Zeichenkombination nennt man Matrix-Nummer. Im Fachjargon verwendet man die Kurzform "Matrix". Die Matrix ist die  Katalog- bzw. Serien-Nummer (manchmal ist es die gleiche Nr., wie die Katalog-Nummer auf dem Cover plus Codes des Presswerks oder auch weitere Infos, z.B. die Identifikation der Seite (A = A-Seite und B = B-Seite). Manchmal ist sogar das Produktionsland , z.B. "Made In Germany" mit angegeben. Initialen können zumeist dem Toningenieur oder dem Ersteller der "Ur-Matrize" (Vater) zugeordnet werden. 

 

Somit ist verständlich, dass weltbekannte Alben berühmter Interpreten mit unterschiedlichsten Matrix-Bezeichnungen existieren. Insbesondere noch viel mehr Versionen, wenn das Album mehrfach neu abgemischt wurde (berühmtes Beispiel: 

"Pink Floyd - Dark Side of The Moon" (klick HIER) mit über 540 verschieden LP-Versionen, die inzwischen auf Discogs gelistet sind (Stand 01/2023: 543).  

   

Länge der Tonrille:

Laienhaft ausgedrückt hat eine Schallplatte "unzählige Rillen", aber Fakt ist, dass die Schallplatte auf jeder Seite normalerweise nur eine Rille besitzt, die spiralförmig in die Schallplatte eingepresst wurde. Es gibt aber auch seltene Gimmick-Varianten, da hat man mehrere Rillen auf eine Plattenseite gepresst (Beispiel klick HIER). 

 

Ich habe mal ausgerechnet, wie lang in etwa eine Tonrille ist. Wird eine LP-Seite komplett abgespielt, dann hat eine Abtastnadel (je nach Spieldauer) in etwa eine Strecke von ca. 300-500 Meter zurückgelegt (ich selbst hab' mal ausgerechnet, dass bei einer angenommen Spieldauer von 20 Minuten bei 33 1/3 U/Min. die Rille eine Länge von ca. 460,5 Meter hat). Berücksichtigt man dann noch die zweite Seite, so kommt man in Summe auf die Stecke von 600-1000 Meter, was ja dann schon im Bereich eines halben bis eines ganzen Kilometers liegt!!!   

 

Vinyl-Gewichte

Das Gewicht einer "normalen" 12"-Schallplatte liegt bei ca. 110-120g. Es gibt auch Varianten, sogenannte "Heavy Weight Vinyl", die dann ca. 180g, selten sogar um die 200g wiegen können. Die "Heavy Weights" sind besonders in den letzten Jahren sehr populär geworden. Meist ist das "Übergewicht" als besonderes Qualitätsmerkmal mit einem Aufkleber vermerkt. Das Verkaufsargument ist eine bessere Klangqualität durch die vergrößerte Vinyl-Masse, d.h. es wird eine exaktere Abtastung des Tonsignals möglich, bedingt durch die Reduktion mechanischer Schwingungen (Vibrationen) und es soll weniger "Grundrauschen/Rumpeln" vorhanden sein. Zudem haben "Heavy Weight" Schallplatten eine bessere Haptik (schwer, massiv).

 

Heutzutage werden sehr häufig neue Alben auf Vinyl mit einem Gewicht von 180g gepresst und sogar oftmals noch zusätzlich als 45rpm-Variante (Maxi-Single-Qualität). 

 

Gewichtsvariante: Die "dynaflex"  (RCA-Eigenentwicklung von 1969 - ca. 1980)

Ende der 1960er bis ca. Ende der 1980er verkaufte die Firma RCA in den USA, Kanada und UK Vinyl-Schallplatten mit dem Produktbezeichnung "dynaflex". Diese Schallplatten waren sehr dünn und hatten lediglich ein Gewicht von ca. 95g. RCA entwickelte eine spezielle Vinyl-Mischung mit der man sehr dünne und gleichzeitig sehr elastische Schallplatten herstellen konnte. Diese Schallplatten sollten laut RCA-Marketing robuster und daher langlebiger sein, als die herkömmlichen Schallplatten mit einem Gewicht oberhalb von 110g. Die dynaflex-Schallplatten hatten aber in der Praxis dann doch deutliche Nachteile gezeigt (diese waren oftmals wellig, weil die neue Schallplatten durch die schrumpfende Verpackungsfolie in der Höhe zusammengedrückt wurden. Zudem "schwabbelte" die Schallplatte sehr stark (vergleichbar mit einer 5 1/4" Floppy Disk; Demo-Video: klick Hier)). Da viele Sammler die dynaflex-Schallplatten nicht mochten, produzierte RCA in der Ära der dynaflex-Schallplatten, viele Alben nach wie vor mit dem Standardgewicht und parallel in der dynaflex-Variante. Zum Ende der 1970er Jahre wurde die dynaflex von RCA aus dem Markt genommen.  

 

Hinweis: Bei den 7"- und 10"-Formaten gibt es auch eine sehr dünne Schallplatten-Variante, die sogenannte "Flexi-Disc",
die aber einseitig in Folien gepresst wurden (mehr Details s.u.).

 

Weiterführende Information:

- Mein Blog vom 09.12.2019: dynaflex von RCA

- Geschichte zur "RCA dynaflex" auf Wikipedia (englischsprachig, klick HIER); deutsche Übersetzung: klick HIER

- Zusammenstellung weiterer RCA-Schallplatten (teilweise dynaflex) aus den 1970er: klick HIER  

 

Abspielgeschwindigkeiten

Die Abspielgeschwindigkeit wird durch Umdrehungen/Zeiteinheit des Plattentellers vorgegeben. Um so schneller die Abspielgeschwindigkeit ist, desto kürzer ist dadurch die Abspieldauer.  Heutzutage werden im Bereich der Vinyl-Schallplatten

im 12"-Format Schallplatten mit 33 1/3 U/Min. (klassische Langspielplatte (LP)) oder mit 45 U/Min. (zumeist 12"-Maxis oder EPs) hergestellt. Im 7"-Format (Single) liegt die Abspielgeschwindigkeit normalerweise bei 45 U/Min. 

 

Schelllack-Platten hatten eine Abspielgeschwindigkeit von 78 U/Min. Daher gibt es immer noch (aber eher selten) Plattenspielermodelle, die alle drei Abspielgeschwindigkeiten bzw. Drehzahlen ermöglichen, nämlich 33 1/3, 45 und 78 U/Min.  

 

Die gängigen Abspielgeschwindigkeiten sind: 33 1/3, 45 und 78  [U/Min.]  bzw. [rpm] 

 

Wikipedia: (klick HIER).

" ... Die Rillenlaufgeschwindigkeit einer 30-cm-Langspielplatte beträgt außen am Anfang der modulierten Rille bei 29,2 cm Durchmesser 50 cm/s und innen am Ende der modulierten Rille bei 11,5 cm Durchmesser nur noch 20 cm/s. Damit ist auch die nach innen hin hörbar abnehmende Klangqualität einer Schallplatte zu erklären. ..."

 

("30cm Langspielplatte" ist die gängige 12" LP)

   

Abspieldauer 

Durch die definierten Formate (7", 10" und 12") und die festgelegten Abspielgeschwindigkeiten ergibt sich beim Schneiden der Matrizen (Folienschnitt des Masters) ein physikalisch vorgegebene maximale Spieldauer. Um möglichst viel Spieldauer auf eine Schallplattenseite unterzubringen, wird die Auslenkung (Breite) der Tonrille durch technische Maßnahmen (Modulation) etwas reduziert (--> RIAA-Kurve, s.u.). 

 

7"-Format und 45 U/Min. --> ca. 5 Min. (Single, EPs)

10"-Format und 45 U/Min. --> ca. 8 Min. (Single, EP) 

10"-Format und 33 1/3 U/Min. ---> ca. 15 Min. (EP)

12"-Format  und 45 U/M  -->  ca. 15 Min. (Maxi-Single, Single, EPs) 

12"-Format und 33 1/3 U/Min. --> ca. 20-30 Min.  (LP)  Extrem-Bsp.: klick HIER

 

Hinweis: detailliertere Angaben zu Spieldauer in Abhängigkeit von Abspielgeschwindigkeiten findet man im Wikipedia-Artikel zur Schallplatte (s. dort den Abschnitt Technische Daten / Formate; klick HIER).

 

1.4. - Das Schallplatten-Etikett, LP-Label (Plattenaufkleber)

Zunächst eine kurze Begriffsklärung: Mit dem Begriff Label oder Plattenlabel meint beispielsweise ein Musiker einen Musikverlag. Der Schallplattensammler versteht unter dem Begriff Label das "Schallplatten-Etikett" (so die deutsche Bezeichnung; der runde Aufkleber in der Mitte einer Vinyl-Schallplatte). 

 

Folgende Informationen sind auf einem Schallplatten-Etikett/Label üblich aber es sind nicht immer alle hier gelisteten

Informationen vorhanden :

  •  LP-Seite (z.B. Seite 1, Side A, Face A, a, B, usw.)  
  •  Interpret und Titel der LP-Seite
  •  manchmal auch die Produzenten, Studio-Ingenieure, Studio-Namen, Aufnahmeort etc. 
  •  Klangtechnik: Stereo/Mono  
  • Infos zur Aufnahmetechnik: DMM oder Direct Cut
  • Abspiel-Geschwindigkeit 33⅓, 45 und 78 [min−1]
  • Katalog-Nr. & Labelcode (LC)
  • Jahr 
  • Herstellungsland 
  • Right Society (GEMA, BIEN, STEMRA)
  •  i.d.R. kreisförmig an der Außenseite: die Informationen zu den Urheberrechten, manchmal auch das Herstellungsland (Made in Germany, Made in Europe, ... usw.).  Je nach Version ist der Text mehrsprachig (bei EU-Versionen) oder in der Sprache des Erscheinungslandes (Deutsch, Englisch, Französisch ...) 

 

Weitere Quellen:
- Bildband "Labelkunde Vinyl" (Schwarzkopf  & Schwarzkopf Verlag) mit 4.500 Labels, leider extrem teuer!

- Artikel in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schallplatten-Etikett

 

1. Beispiel: Warner Bros. Records

2. Beispiel: CHARISMA

Ende 1972 wechselte CHARISMA vom "Pink Scroll"-Etikett zum oben gezeigten "Mad Hatter"-Etikett, eine Anlehnung an den Hutmacher aus "Alice's Adventures in Wonderland". Von diesem Etikett entstanden im Lauf der Jahre 6 unterschiedliche Varianten, mit Änderungen bei der Grahhik (z.B. ohne Hase und Katze) als auch Änderungen bei den Hinweisen zum Vertrieb & Produktion. Entworfen wurden die Etikette von den Designern Paul Whitehead (er war  auch als Cover-Designer tätig beispielsweise für Genesis. Von der Graf Generator, Peter Hammill und Lindisfarne ) und Glen Christensen.   

 

3. Beispiel (stereoplay-Marifon)

 

Kleine Foto-Serie interessanter Schallplatten-Labels (aus Rock & Pop):

 

Praxistipps zum Label:

Die Labels sind i.d.R. aus Papier und daher empfindlich gegenüber Feuchtigkeit.
Daher ist bei Reinigung mit Reinigungsflüssigkeiten unbedingt darauf zu achten, dass das Label abgedeckt (geschützt) ist. Ansonsten kann es zu  partielles Aufquellen des Papiers kommen, sogenannte Feuchtigkeitsränder bzw. zu Wasserflecken.

 

Wenn ein Label mit Filzstift oder Kugelschreiber beschriftet oder gestempelt wurde, dann bitte das so lassen. Meine Erfahrungen haben gezeigt,  das die Versuche diese Beschriftungen zu beseitigen, bisher immer misslungen sind. Die Labeloberfläche sah danach nicht gut aus. 

 

1.5. - Gimmicks auf Schallplatte

Es gibt Schallplattenalben bei dem eine Seite der LP (häufig bei DoLPs) keine Tonrille hat und man stattdessen

großflächig eine Graphik eingeätzt wurde.

 

Hier Beispiele von GenesisCalling All Stations  und Jethro TullThe String Quartets jeweils auf der 4. Seite des DoLP (s. Foto 1-3)

 

Bild 4 zeigt eine Schallplatte mit einem rotierenden 3-D Hologramm. Das Hologramm befindet sich auf dem Soundtrack-Album zum Star-War-Film The Force Awaken von 2016 (mehr Infos zum Album auf discogs. Auf YouTube gibt es eine Präsentation des Albums und eine Demo zu den Hologrammen: klick HIER).

 

Bild 5 zeigt eine Schallplatte mit einem Label in Übergröße (170 mm im Durchmesser statt der üblichen 100 mm)

 

HINWEIS:

Mehr Informationen zu Gimmick-Schallplatten gibt es im Lexikon im Kap. 7 Gimmick-Alben (klick HIER) bzw. im Kap. 

7.2 Gimmick-Discs (klick HIER). 

1.6. - Die Picture Discs

Eine besondere Variante der Schallplatte ist die sogenannte Picture Disk. Meist steckt hier die LP in einer Klarsichthülle und auf der Schallplatte befindet sich eine Graphik oder ein Foto. Auch die Album-Informationen (Liner Notes) befinden sich direkt auf der Schallplatte. 

 

Weltweit die erste Rock Picture Disc war 1969 ein deutsches Album von Elektra/Metronome Psychedelic Underground - Off II Hallucinations. Im Jahr 1970 folgte eine weiter Picture Disc der britischen Band Curved Air mit Namen Airconditioning.

 

Meines Wissen war weltweit die erste abspielbare Picture-Disc (Bild-Schallplatte) eine deutsche Schallplatte aus der Nazi-Zeit (1933) mit einem Portrait von Adolf Hitler auf der Platte und beinhaltete Ansprachen von ihm aus dieser Zeit; mehr dazu klick HIER.

 

Die Geschichte, Entwicklung und weitere Informationen zur Picture Disc findet man u.a. auf Wikipedia:

klick HIER (englisch) oder HIER (deutsch)

 

Tipp:

- Eine große Auswahl an Picture Discs kann man sich auf dem Portal coloredvinylrecords.com anschauen. 

- Im MINT-Magazin Nr. 17 (01/2018) ist ab Seite 36 ein Sammler-Portrait/-Bericht zum Thena  Picture Disc & Shapes
   nachzulesen (https://www.mintmag.de/magazin/17)

 

1.7. - Schallplatten-Formate

1.7a - Langspielplatte (LP)

Hier mal ein Vergleich einer Schellack-Platte aus den 1930er zu einer Vinyl-Schallplatte aus den 1970er. Beide Platten stammen aus dem Hause ELECTROLA. Der Durchmesser der Schelllack-Platte beträgt ca. 25cm (10 Zoll) und bei der Vinyl-LP beträgt der Durchmesser ca. 30cm (12 Zoll).

 

 

Hier der Größenvergleich zweier Vinyl-Langspielplatten aus dem Hause POLYDOR. Die kleinere LP stammt aus den 1960er Jahren mit einem Durchmesser von 25cm (10Zoll)) und die größere LP (aus den 1970er Jahren) hat das heute noch gängige Langspielplatten-Format von 30cm (12 Zoll).  Dementsprechend haben auch die Innenhüllen und die Cover unterschiedliche Größenformate

(Die hier gezeigten Exemplare stammen alle aus meiner Sammlung). 

1.7b - 12" Maxi

good-vinyl.de:  Beispiele der 12"-Maxi-Single
good-vinyl.de: Beispiele der 12"-Maxi-Single

Die 12"-Maxi-Single erlebte ihren Durchbruch durch die DJ- und Scratcher-Szene.  

 

In den frühen Jahren der Vinyl-Single war es aber vor allem das 7"-Format mit 45 U/min (die "45er") die zur Auskopplung einzelner Stücke verwendet wurde. In dieser Ära wurden auch die Begriffe "A-Seite" und "B-Seite", "Single-Auskopplung" oder "Hit-Single" geprägt. 

 

Mit der 12"-Single, die "Maxi", kam aber ein wichtiger Aspekt hinzu, nämlich eine erhebliche Verbesserung der Klangqualität, denn die 12"-Single hat viel mehr Platz um Rillen mit großer Breitenauslenkung zu schneiden! Und die Maxi ermöglichte Titel mit erheblich längerer Spielzeit - damals wichtig für DJs in den Discotheken.

 

Als Erläuterung zur Maxi-Single möchte ich hier einen Werbe-Text von HANSA-Label zitieren, den ich auf der Cover-Rückseite der Boney M. Single "Gotta Go Home / El Lute " (1st, GER 1979, Hansa International - 60 081-213) entdeckt habe.

 

good-vinyl.de: Werbetext des HANSA-Label im Jahr 1979 zur 12"-Maxi
good-vinyl.de: Werbetext des HANSA-Label im Jahr 1979 zur 12"-Maxi

1979 schreibt Hansa International zur Maxi-Single:

                                                                                                                        "Warum Super-Sound-Single? 

 Breite Rille - Großer Vorteil 

Der Beweggrund, eine Single im Format einer LP, aber mit 45 U/Min. herzustellen, ist, den Lautstärkepegel der Überspielung zu erhöhen, besonders bei langer Spielzeit.

 

Ein Vorteil also für HiFi-Fans. Sie können Singleplatten im Maxiformat mit größerer Dynamik hören als normale 17-cm-Pressungen, weil, bedingt durch durch den erhöhten Durchmesser der Platte, die Rillen und der abstand der Rillen breiter geschnitten werden können. 

 

Ein weiterer bemerkenswerter Vorteil ist, dass auch der Frequenzumfang erweitert wird. Bei geringer (17 cm üblicher Rillenbreite würde der Tonarm bei extremen Frequenzen springen. 

Ein dritter Vorteil, der nicht weniger wichtig ist: der Pegel der Modulation ist im Verhältnis zu den Hintergrundrauschen erheblich höher, das heißt, der Störabstand ist beider Super-Sound-Single weitaus höher als bei der normalen 17-cm-Single. 

 

Über diese technischen Vorteile hinaus ergeben sich künstlerische Vorteile: Die Spielzeit der Normal-Single ist natürlich begrenzt, die Super-Sound-Single jedoch erlaubt uns, Versionen von Musiktiteln in erheblich erweiterten Langfassungen zu veröffentlichen; da diese Super-Sound-Single in limitierter Auflage erscheint, macht diese Pressung erst Ihre Plattensammlung komplett (Zitatende)".

 

------

Beschreibung auf discogs.com (Auszug aus der Database-Guideline Kap.6 Formate):

LP versus MAXI https://support.discogs.com/hc/en-us/articles/360005006654-Database-Guidelines-6-Format#LP_v_12

 

------

Weitere Details zur 12"-Maxi gibt es in meinem Blog vom 21.04.2019, klick HIER.

1.7c - Die Single

Im allgemeinen Sprachumgang ist mit dem Begriff Single die 7"-Single gemeint. Auf der A-Seite befindet sich das musikalisch interessantere Stück und auf der B-Seite gab es eine Zugabe. Die Abspielgeschwindigkeit unterscheidet sich von der LP und beträgt 45 rpm. Es gibt auch die sogenannte Maxi-Single (12"-Format ebenfalls mit 45 rpm).  

Die 7"-Single ist nach wie vor ein beliebtes Sammelobjekt. Ich habe Vinyl-Sammler kennengelernt, die ausschließlich 7"-Singles sammeln.

 

Das Format entspricht 175 mm im Durchmesser und in der Mitte ist eine Lochung mit 38 mm Durchmesser. Die Lochung ist umringt von einem Schallplatten-Etikett von 92 mm Durchmesser. Die große Lochung stammt noch aus der Zeit wo Singles in Musikboxen abgespielt wurden und die Musikbox-Mechanik besser auf dieses Größe abgestimmt werden konnte. Daher benötigt man zum Abspielen auf einem handelsüblichen Plattenspieler einen Puck oder Adapter der in die Single-Lochung eingeklemmt wird. Es gibt aber auch Singles die, wie bei der LP,  in der Mitte ein Zentrierloch (7,24 mm Durchmesser) besitzen. Die 7"-Single hat ein Musikstück auf der A-Seite und ein Musikstück auf der Rückseite, die sogenannte B-Seite. Natürlich wurde das beliebtere Stück auf die A-Seite gepresst.   

 

Die Cover / Cover-Art ist wie bei einem LP-Album sehr vielfältig. Die meisten Cover sind komplett geschlossen. Es gibt auch auch viele Single-Cover die beidseitig einen runden Ausschnitt haben, damit man sofort das Etikett lesen kann. Zumeist waren diese Cover nur mit Infos der Plattenfirma bedruckt oder ganz neutral einfarbig.    

 

Interessanterweise werden heutzutage immer noch Singles produziert, wenn auch in sehr kleinen Stückzahlen. 

Manchmal sind die 7"-Singles Beigaben bei neuen Alben (z.B. als Limited Edition o. DeLuxe-Edition). Jüngere Beispiele:

Deep Purple - Infinite  (GER. 2017, klick HIER) oder eine Sonderausgabe von Kraftwerk -  Die Roboter (GER 2017, Exklusivausgabe der Zeitschrift Musikexpress - klick HIER). 

 

 

7"-Flexi-Disc-Single

Ein Sonderformat der 7"-Single ist die Flexi-Disc (klick HIER oder HIER). Hierbei handelt es sich um eine sehr dünne Variante der Single. Die Tonrille ist einseitig auf eine Kunststofffolie gepresst.Die Rückseite ist blank. Der Einsatz der Flexi-Disc diente primär zur Werbung und wurde oftmals als Promo-Beilage in Musikmagazine beigelegt. Diese Art der Werbung gab es noch bis weit in die 80er-Jahre. So wurde beispielsweise im Jahr 1987 vom Album BAD von Michel Jackson in Holland eine 7"-Flexi-Disc-Promo-Version herausgebracht (klick HIER).  In discogs.com sind ca. 23.500 unterschiedliche Flexi-Discs-Ausgaben erfasst.

 

Weitere Infos zur Flexi-Disk gibt es HIER.

 

7"-Singles und diverse Single-Adapter:

Auf dem Bild habe ich  3 Single-Formate fotografiert (ganz rechts zum Größenvergleich einen CD). 

 

Ganz links die "klassische" 7"-Single (Spitzname "45er") mit dem großen Zentrierloch, rechts daneben einen 6"-Single und dann noch eine seltene 5"-Single daneben, hier mit 33 1/3 rpm! 

 

Hier die discogs-Links zu den hier gezeigten Tonträger:

- PETER-THOMAS-SOUND-ORCHESTER - RAUMPATROUILLE ( GER 1966), klick HIER.

- JONA LEWIE - BIG SHOT (UK 1980), klick HIER.

- SQUEEZE - IF I DIDN'T LOVE YOU (USA/Canada 1980), klick HIER.

- GARTH BROOKS - THE ULTIMATIVE HITS (CD, EU 2007), klick HIER

 

Nicht auf dem Foto, aber der Vollständigkeit halber, es gibt auch Singles im 10"-Format und natürlich wie oben schon kurz erwähnt die bekannte 12" Maxi-Single ("Maxi").

 

Detailfotos einer 5"-Single:

Übersicht aller Schallplatten-Formate 

 

5"- und 6"-Single 

Sondergrößen: bei den Singles gibt es die seltenen Sondergrößen 5" (CD-Größe) und sogar 6".  Diese Varianten wurden ggf. nicht gepresst, sondern im Spritzgussverfahren hergestellt (vgl. dz. 7"-Single). 

 

7"-Single

Die legendäre "kleine" 17,5 cm Single-Schallplatte im 7inch-Format hat standardmäßig auf jeder Seite einen Titel. Sie hatte ihre goldenen Zeiten in den 1960 bis 1980er Jahren. In den 50er und 60er Jahren beeinflussten ihre Einsätze in den Musikboxen von Kneipen und Cafés die damaligen Charts.

 

Neben den Vinyl-Singles gibt es aber auch noch Singles die im Spritzgussverfahren hergestellt wurden (klick Hier, s. dort --> Vinyl-Pressung). Diese wurden aus einer Polystyrolmischung (Styrene) hergestellt. In discogs.com werden solche Singles mit "Label injection moulded" gekennzeichnet. 

 

10"-Single

Die "mittelgroße" 25 cm Single / EP / LP Schallplatte im 10inch Format stammt meistens aus den 50er und 60er Jahren. Die mehr oder weniger erfolglose "Zwischenlösung" ist heute ein begehrtes Sammlerstück!

 

12"-Maxi Single

Die kultige "große" Vinyl-Single startete Ende der 70er Jahre als Super-Sound Single. Sie wollte es ermöglichen, das der Musikfreund sich überlange Discohits von bis zu 12 Minuten Dauer auch ohne "Plattenwechsel" privat anhören konnte. Viele seltene Remixe alter Songs gibt es bis heute nur auf diesen Originalpressungen!

 

12" LP (Long Play)

Die "große" "normale" Schallplatte im herkömmlichen 12-Zoll-Format (30 cm Durchmesser).

 

PD (Picture Disc)

Die Picture-Disc Vinyl-Schallplatte kommt optisch als eine Art "Bildplatte" daher. Sie erscheint meistens als Sammlerstück in kleiner Auflage. Es gibt sie üblicherweise in den Formatgrößen 7", 10" oder in 12". 

 

Shapes / PDS (Picture Disc Shape)  

Noch etwas extravaganter ist die Picture-Disc-Shape Schallplatte. Sie ist nicht nur bedruckt sondern verfügt auch über ein besonderes Format (dreieckig, rechteckig etc.). Sie ist zwar abspielbar, gilt aber vor allem als Sammlerstück

 
Weitere Quellen zum Thema "Formate":

discogs.com guideline format:  https://www.discogs.com/de/help/doc/submission-guidelines-release-format

https://www.yoursoundmatters.com/vinyl-record-types-a-brief-overview/

 

1.8. - Klangtechniken der Schallplatte (Mono, Stereo, Quadrofonie, Kunstkopf/Binaural)

Mono, Stereo, Quadrofonie, Kunstkopf-Stereofonie/Binaural

Die Schallplatte mit ihrer V-förmigen Tonrille und der Flankenschrift, ist in der Lage, Ton (Musik, Sprache, Geräusche) in unterschiedlichen Klangtechniken zu speichern. Dabei wird die dazu notwendige Klanginformation in die Master-Folie (Ur-Matrize) geschnitten, die Schallplatte(n) damit gepresst (vereinfachte Darstellung) und  beim Abspielen durch die Abtastnadel/Tonabnehmer in elektrische Signale umgewandelt. Letztendlich werden dann die diese Signale in den Verstärkern als Mono-Stereo-, Quadrophonie- oder gar Kunstkopf-Tonsignal umgewandelt, verstärkt und an die Lautsprecher oder Kopfhörer weitergeleitet.

 

Vereinfacht ausgedrückt:

Die Schallplatte besitzt die vom Schneidstichel eingravierte Tonrille, die durch das Tonabnehmersystem beim Abspielen in elektrische Signale umgewandelt wird. Die Schallplatte selbst besitzt keine weiteren Informationen zur Klangtechnik (lediglich nur das was in der Flankenschrift links und rechts auf der V-Rille "eingraviert" wurde), denn die eigentliche Signalaufbereitung erfolgt durch die Verstärker (Entzerrvorverstärker --> Vorverstärker& Klangregelung --> Endstufe --> Lautsprecher/Kopfhörer).

 

Die folgenden Begriffe aus der Elektroakustik beschreiben die unterschiedliche Aufnahme- und Wiedergabe-Verfahren,

die bei der Vinyl-Schallplatte zu Anwendung kommen:

 

MONO / MONOFONIE

Die ersten frühen Aufnahmen auf Schellack und dann auch in den Anfängen der Vinyl-Schallplatte waren alle 

Mono-Aufzeichnungen, d.h. der Ton wurde auf einer Tonspur komplett zusammengefasst  klick HIER (Wikipedia)

 

STEREO (STEREOFONIE/ORTHOPHONIC)

In den 60er Jahren wurde dann nach und nach die Monofonie durch die neue Stereo-Technik abgelöst. Ältere Mono-Aufnahmen wurden dann sogar teilweise durch Pseudo-Stereofonie (s.u.) neu veröffentlicht. Auch wurden eine Zeit lang 

viele Alben parallel in Mono und in Stereo veröffentlicht (z.B. von Elvis Presley, den Beatles, Rolling Stones usw.).

 

Bei der Stereofonie wurden zunächst Aufnahmen mit zwei oder mehreren Mikrofonen in links/rechts-Position gemacht, später aber dann doch mit zusätzlichen Mikrofonen für die Raummitte aufgezeichnet und abgemischt. Ziel der Stereofonie war mit zwei Lautsprechern eine möglichst räumlich gestaffelte Wiedergabe (ein Stereo-Panorama) zu erreichen   klick HIER (Wikipedia).

 

PSEUDO-STEREOFONIE

In den 60er/70er Jahren wurde bei der tontechnischen Aufarbeitung alter Monoaufnahmen die Pseudo-Stereofonie

in den Tonstudios eingesetzt. Dazu hat man entweder die Tonbandspuren (sofern noch verfügbar) auf zwei Kanäle aufgeteilt

(ich kenne Aufnahmen, da ist hört man die Instrumente und den Gesang komplett aufgetrennt und verteilt auf die beiden Lautsprecher, z.B. Sänger komplett auf rechten Lautsprecher und das Schlagzeug z.B. kommt vom linken Lautsprecher usw.). Eine andere sehr verbreitete Methode war die Erzeugung eines künstlichen Stereo-Panoramas durch Klang und Frequenz-Modulationen zu erreichen.

 

 QUADROFONIE

Bei der Quadrofonie (Ende der 60 bis Anfang der 80er) hat man versucht einen möglichst realen Raumklang mit Hilfe von vier Lautsprechern zu erzeugen. 

Vinyl-Album Wallenstein-Cosmic Century (1973) in Quadro
Vinyl-Album Wallenstein-Cosmic Century (1973) in Quadro

Der Ton wurde auf vier Kanäle verteilt, dann für zwei Spuren kodiert (Stereo) und bei der Wiedergabe in einem Quadrofonie-Verstärker (oder vorgeschalteten Decoder) wieder auf die vier Kanäle dekodiert. Schallplatten (aber auch Tonbänder) die für die Wiedergabe in Quadrofonie erstellt worden sind, sind mit Hinweisen speziell gekennzeichnet. Interessanterweise gibt es verschiedene Kodier-/Dekodier-Verfahren (z.B. QS , SQ und CD4), wie man die 4 Kanäle auf die Stereo-Schallplatte bringt und dann wieder in die vier Kanäle aufspaltet.

 

QS = Quadraphonic Stereo, von Sansui entwickeltes Matrix-Verfahren für Schallplatten und Kassetten

SQ = Stereophonic / Quadraphonic, von Sony und CBS entwickeltes Matrix-Verfahren für Schallplatten und Kassetten

CD4 = kompatible diskrete Quadrophonie, Verfahren für die Schallplatte, entwickelt von JVC, auch QuadraDisc genannt

 

Beispiel:

Sehr pfiffig gemacht war beispielsweise das CD4-Verfahren von JVC, bei der die beiden hinteren Kanäle (gemeint sind die Musikkanäle für die hinteren der vier Lautsprecher) mit einer Trägerfrequenz von > 30KHz  eingeprägt (also in dem nicht hörbaren Frequenzbereich). Daher sind diese Patten mit normalem Equipment in Stereo abspielbar. Wenn man diese Patten in CD4-Quadro hören möchte, muss man einen Tonabnehmer einsetzen, der 50kHz übertragen kann. Zusätzlich benötigt man eine Nadel mit hyperelliptischen Schliff (z.B. Audio Technica AT20SLa, Denon DL 160 usw.), mit dem sog. Shibata-Schliff und zwischen Plattenspieler und Quadrofonie-Verstärker wird ein spezieller CD4-Demodulator geschaltet. Dieser erkennt die 30 kHz und demoduliert das Signal beim Abspielen für die beiden hinteren Kanäle (Lautsprecher).

 

Mehr Details über Quadrofonie 

 klick HIER (Wikipedia)

 Quadro-Fan-Seite (K. Hönemann) inkl. Quadro-Wiki, klick HIER.

 http://www.quadraphonic.info/

 CD-4 Beschreibung: https://www.youtube.com/watch?v=8vX28oEKELI

 

 KUNSTKOPF-STEREOFONIE/BINAURALE TONAUFNAHMEN

In den 70er Jahren war man auf der Suche wie man den Klang einer Aufzeichnung möglichst naturgetreu wiedergeben kann. So kam es zur Idee, zwei Mikrofone in einen künstlichen Kopf (daher der ursprüngliche Name Kunstkopf-Stereofonie) zu platzieren und darüber hinaus diesen Kopf mit künstlichen Ohren auszustatten und genau in der Position des Gehörgangs 

Mikrofone zu positionieren. Somit nehmen die Mikrofone den Klang nahezu mit den gleichen physikalischen Umgebung

auf, wie es vom menschlichen Ohr wahrgenommen wird. Das funktioniert aber nur unter bestimmten Voraussetzungen sehr gut. Zum einen ist zu beachten, dass man nur mit zwei Mikrophonen aufzeichnet, die sehr dicht bei einander sitzen

(daher funktioniert dieser Effekt eigentlich nur wirklich gut bei einer kleinen Besetzung, d.h. wenige Musiker) und bei der Wiedergabe sollte ein Kopfhörer getragen werden (Kopfhörer-Stereofonie).

 

Mehr Details zu diesem Thema findet man auf Wikipedia   klick HIER

 

Sonstiges Techniken

Ich kenne zwei Industrie-Projekte bei dem zum einen auf der Schallplatte auch Videoaufzeichnungen abgespeichert werden sollen und ein Projekt aus Österreich, wo man versucht Tonsignale mit Laser in digitaler Form in Tonrillen "einzugravieren"

und dann mit einem Laser wieder auszulesen.

 

1.9. - RIAA/RIAA-Kurve

 

RIAA bedeutet Recording Industry Association of America und ist in etwa vergleichbar mit der deutschen GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte). Die RIAA wurde im Jahr 1952 ursprünglich gegründet um einen Standard für klanglich hochwertige Schallplatten zu schaffen. Einer dieser Standards ist die sogenannte RIAA-Kurve. 

Vereinfacht ausgedrückt, bedeutet die RIAA-Kurve ein Veränderung der tiefen und hohen Frequenzen.

 

Hier der Erklärung der Gründe warum und wie man das macht:

 

Modulierter Folienschnitt 

Die tiefen Töne werden bedämpft, damit die Rillenbreite beim Folienschnitt nicht zu groß wird, denn sonst wurde weniger Ton bzw. Spiellänge auf die Schallplatte passen. Die Höhen wiederum werden angehoben, damit die leisen Höhen nicht vom Rauschen der Abtastnadel  (Nadel-Rillenwand-Rauchen) überdeckt werden. Somit wird das Frequenzband beim Plattenschnitt durch eine definierte Schneidkennline verändert.   

Wiedergabe (Playback)

Die Dämpfung der Tiefen und die Anhebung der Höhen muss beim Abspielen der Schallplatte wieder ausgeglichen werden (diese nennt man in der Fachsprache Deemphasis). Das ist über den Frequenzgang genau die entgegengesetzte Modulation des Frequenzbandes, d.h. die Bässe werden verstärkt und die Höhen werden wieder abgesenkt. Die Umwandlung (das Deemphasis) beim Abspielen der Schallplatte erfolgt dabei im Phono-Vorverstärker (früher häufiger als "Entzerr-Vorverstärker") bezeichnet.  

 

Mehr Details zu diesem Thema findet man in Wikipedia:

- RIAA: https://de.wikipedia.org/wiki/Recording_Industry_Association_of_America

- Pre-Emphasis/De-Emphasis:  https://de.wikipedia.org/wiki/Pre-Emphasis

- Entzerrvorverstärker/Phonoverstärker/Phono-PreAmp: https://de.wikipedia.org/wiki/Entzerrvorverst%C3%A4rker

 

1.10. - Direct Metal Mastering (DMM)

 DMM (Direct Metal Mastering; spezielles Herstellung- bzw. Pressverfahren von TELDEC)   

 

Ich zitiere aus der Homepage der Firma "TonSchallRaum GmbH",  die sehr prägnant das DMM-Verfahren beschreibt

(klick HIER). 

"...

Direct Metal Mastering (DMM) ist das Warenzeichen der ehemaligen Schallplattenfirma Teldec für ein 1981 eingeführtes Verfahren zur Schallplattenherstellung. 

Mit dem DMM-Verfahren optimierte Teldec den Prozess zur Herstellung von Schallplatten und machte mehrere bisher übliche Zwischenschritte zur Erstellung der Pressmatrize überflüssig. Beim DMM wird die Schallrille direkt mit einem Diamanten in einen Kupferrohling geschnitten. Von diesem Kupferrohling (auch DMM-Masterfolie genannt) wird dann die Pressmatrize ohne weitere Arbeitsgänge hergestellt. ... (Anmerkung: Bei der Erstellung einer Pressvorlage (im Lackschnitt-Verfahren sind 3 Kopierschritte nötig, um von der Lackfolie eine Pressmatrize zu erhalten, im DMM-Verfahren ist nur 1 Kopier-Schritt nötig) ... Der Vorteil dieses Verfahrens liegt neben dem Zeitgewinn vor allem in einer geringeren Fehleranfälligkeit. DMM-Schallplatten haben keine störenden Vorechos oder Höhenverluste, bieten eine längere Spielzeit und haben erheblich weniger Nebengeräusche. Somit erreichen DMM-Schallplatten eine viel höhere Klangqualität.  

..."

 

Einige Beispiele von DMM-Schallplatten:

Herbert Gröneymeyer - 4630 Bochum,  Queen - The Works, The Allan Parson Project - Ammonia Avenue, Peter Maffay - Lange Schatten, Maruius Müller-Westernhagen - Live, Crowded House- Crowded House, David Bowie - Never Let Me Down, Anyone's Daughter - Neue Sterne, Christopher Cross -Another Page, ...

 

1.11. - Half Speed Recording / Half Speed Mastering

Half Speed Recording  war eine Schneide-Technik bei der Herstellung der Master-Matrize. Dies führt zur Verbesserung der Tonqualität beim Abspielen der Schallplatte. 

 

Wie funktionierte Half Speed Recording?

 

Die herkömmliche Schneidetechnik

Die Tonrillen herkömmlicher Langspielplatten werden mit 33 1/3 Umdrehungen/Minute in die Master-Matrize geschnitten. Matrizen schneiden ist ein sehr komplexer elektromechanischer Prozess, denn aus den elektronischen Klanginformationen, des Master-Tape, werden in Echtzeit die Steuersignale generiert, verstärkt und an die Elektromechanik des Schneidestichel weitergegeben. Konsequenter Weise stößt man bei sehr hohen Frequenzen an die Grenzen der Klangtreue, bedingt durch die Massenträgheit des Schneidestichels und der benötigte Kraft zum Schnitt der Kupferfolie bzw. Lackfolie. Der Schneidestichel soll ja möglichst verlustfrei und ohne Verfälschungen die Klanginformation in die Tonrille hinein-modulieren (schneiden).  

 

Half Speed =  Schneiden mit 16 2/3 Umdrehungen/Minute 

Beim Half Speed Recording wurde die Schneidapparatur mit einer geringerer Geschwindigkeit, nämlich mit 16 2/3 Umdrehungen/Minute, statt der üblichen 33 1/3 Umdr./Minute angetrieben. Die Schnittgeschwindigkeit wurde also genau halbiert und daher kommt auch die Bezeichnung Half Speed Recording. Das hat natürlich zur Konsequenz, dass das Master-Tape ebenfalls mit halber Geschwindigkeit abgespielt werden musste. Somit hatte der Schneidestichel ein Viertel mehr Kraft und mehr Zeit, die Klangsignale noch exakter in die Master-Matrize zu schneiden, dass zu einer wesentlich verbesserten Modulation führte. Der Schneidstichel ritzte somit die Klangänderungen viel genauer in die Rillen. Daraus resultierte ein genauerer Frequenzgang, es entstanden weniger Verzerrungen, ein besseres Einschwingverhalten und das Ergebnis war mehr Dynamik. Somit ist beim Abspielen einer Half-Speed-Platte die Klangreproduktion noch dichter am Original, als bei Schallplatten, die mit herkömmlich geschnittenen Matrizen gepresst wurden. 

 

Im Half-Speed-Verfahren waren auch komplexe und laute Passagen besser in der Tonrillen abbildbar. Normalerweise werden Schneidvorgang Begrenzer und Kompressoren eingesetzt, die den Frequenzgang einschränken. Dadurch wird beim Rillenschneiden Platz auf der Matrize eingespart (somit passt mehr Musik auf die Matrize/Schallplatte) aber auf Kosten der Dynamik und der Klangtreue. Der mögliche Verzicht auf Begrenzer und Kompressoren, zugunsten einer möglichst originalgetreuen Wiedergabe und Dynamik, war das Große Plus der Half-Speed-Technologie.

  

Warum wurden nicht generell die Master-Matrizen in Half-Speed-Technik geschnitten?

 

Die Tonträgerindustrie verzichtete damals aus ökonomischen Gründen, weil beispielsweise weniger Klanginformationen auf eine Schallplatte-Seite passten. Für den Massenmarkt war man nicht bereit, Mehrkosten für diese Art von Klangoptimierung dem normalen Plattenkäufer aufzubürden. Vielmehr hat man das Half-Speed-Recording als besonderes Leistungsmerkmal vermarktet und nur für audiophile Platten-Produktionen eingesetzt.  

 

Das Prinzip des Half-Speed-Verfahrens:

Eine Klangsignal im Half-Speed-Recording (links) und dann das gleiche Signal im Full-Speed-Playback (rechts). 

 

 

Historie des Half-Speed-Recording:

Bereits in den 1960er-Jahren hatte DECCA das Half-Speed-Verfahren u.a. in seiner SXL-Serie (Klassik-Alben) eingesetzt. Zum Ende der 1970er produzierte dann MFSL (Label aus den USA, klick HIER) einige audiophile Pressungen (mit dem Logo "Original Master Record") bekannter Alben in Half-Speed. Anfang der 1980er-Jahre folgte dann Columbia/CBS mit einer Staffel seiner bisherigen Besteller als audiophile Pressung in Half-Speed-Technik. Auch Label A&M (Canada) und Cube/Teldec (Deutschland)  brachten ebenfalls einige Alben als Half-Speed-Pressung auf den Markt. Aber all diese Versuche, Schallplatten in Half-Speed-Recording im großen Stil zu verkaufen blieben relativ erfolglos, sodass "Half-Speed-Schallpatten" nur von einer kleinen Gruppe von audiophilen Liebhabern gekauft wurden (Nieschenmarkt).

 

Heutige audiophile Pressungen (z.B. von Alto, Classic Record, Simply Vinyl, Speakers Corner) haben das Halfspeed-Verfahren mittlerweile durch eine andere Schneide-Technik abgelöst (wieder in Echtzeitschnitt aber mit verbesserter Equalisation). 

 

Beispiele von Half-Speed-Alben

Hier ein paar Beispiele von Half-Speed-Produktionen: 

- diverse MFSL-Produktionen, z.B. Allan Parson Project - I Robot (klick HIER)

- alle 15 Vinyl-Alben der Highlights-Serie der Zeitschrift stereoplay  von 1981-1984 (klier HIER)

-  Alben der audiophilen Serie von A&M Records (klick HIER), z.B. Supertramp - Breakfast in America (CAN 1979, A&M
   Records (klick HIER

- Blood Sweat and Tears - 2nd Album (USA 1980, Direct Disc Labs), klick HIER

 

-----------

Weitere Quellen zum Half-Speed-Recording:

"What is Half Speed Mastering?" (discogs-blog): klick HIER

Interview von Miles Showell & Sean Magee (Master Engenieer) / Abbey Road Ton-Ingenieure:

http://www.musictech.net/2016/06/miles-showell-interview-half-speed-mastering/

https://www.youtube.com/watch?v=AjjgPVipuXc&t=517s

https://www.youtube.com/watch?v=_Xe_d-FAqtQ

https://www.youtube.com/watch?v=03ZyyfrEBnI

 

1.12. - Direktschnitt / Direct Disc Recording (direct-to-disc, direct-cut)

Foto: Charlie Byrd - Direct Disc Recording

Bereits zu Zeiten der Schellack-Schallplatten gab es Aufnahme-Maschinen mit denen man den Ton direkt in einen Rohling schneiden konnte. 

 

Bis heute werden Direktschnitt-Schallplatten produziert (z.B. im Emil Berliner Tonstudio), allerdings sind diese Produktionen sehr selten, da der Aufnahmeprozess sowohl für die Musiker als auch für den Toningenieure sehr aufwendig ist. 

 

Beim Direktschnitt-Verfahren wird der Ton bei der Aufnahme unmittelbar in den Master (Master-Matrize, Rohling aus Lackfolie oder Kupfer) geschnitten! Das bedeutet, dass jeder Fehler der Musiker mitgeschnitten wird und nicht mehr korrigiert werden kann. Auch der Tontechniker muss das Mastering-Pult vorab einstellen und die Schneidaparatur für den Mitschnitt justieren. Zu laute Töne würden einem zu großen Ausschlag des Schneidesichels verursachen. Daher muss die Schneidmaschine so vorjustiert werden, damit genügt Platz für die maximalen Rillenausschläge vorhanden ist. Zuviel Platz-Reserve könnte dazu führen, dass der gesamte Mitschnitt nicht auf die Platte passt.           


Ebenso muss die Positionierung der Musiker, der Mikrophone und auch die Mischpult-Einstellungen sorgsam vorbereitet werden, denn die gesamte Schallplatten-Seite wird in einem Durchgang geschnitten. Gelungene Direktschnitt-Aufnahmen zeichnen sich dadurch aus, dass die Direktschnitt-Schallplatte einen fantastischen Klang  produziert, der sehr nahe am Original ist! Allerdings wirken die Aufnahmen relativ "roh", den die übliche (nachträgliche) Abmischung des Toningenieurs entfällt hier gänzlich.  

 

Die vereinfachte Aufnahme-Konfiguration:

Musiker --> Mikrophon --> Mischpult/Mastering-Pult --> Vinyl-Schneidanlage

 

Beispiele von Direct-Disc-Alben:

- Charlie Byrd - Direct Disc Recording (USA 1977, 45 rpm, Crystal Clear Records), klick HIER

- Gino Dentie And The Family - Direct Disco (USA 1976, 45 rpm, Crystal Clear Records), klick HIER

- Direct Flight - Spectrum (USA 1977, Direct-Disc Labs), klick HIER

- The Phil Woods Quintet - Song For Sisyphus (USA 1978, Century Records), klick HIER

- weitere Beispiele findet man HIER

 

Weitere Quellen:

- Bericht der FAZ, 04.05.2013:  "Musik pur - ganz ohne Schummelei", klick HIER

- Wikipedia "Direct Disc Recording", klick HIER oder "Direktschnitt", klick HIER

- YouTube: Direct-To-Disc Recording, klick HIER

- YouTube: Chäte Live - direct2disc: klick HIER

- YouTube: "B. Smith talking about Direct-To-Disc Recording" (Emil Berliner Studios), klick HIER
- YouTube: "Hausbesuch bei den Emil Berliner Studios", klick HIER

 

1.13. - Mastering (Audio-Mastering)

Mastering ist die vorangehende Audio-Technik um aus dem Musikmaterial (Master Tape) den Vinyl-Master zu schneiden. 

Vom Vinyl-Master werden die Matrizen erzeugt, die dann zur Plattenfertigung (Pressung) benötigt werden. Zunächst wird eine Testpressung erstellt. Wenn das Ergebnis zufriedenstellend ist, kann die Massenproduktion beginnen. 

 

Weitere Info-Quellen zum Mastering / Vinyl Cutting:  

 

Wikipedia:

-  https://de.wikipedia.org/wiki/Mastering_(Audio)

 

Youtube:

- Vinyl Factory: https://thevinylfactory.com/features/analogue-digital-vinyl-mastering-interviews/

- Vinyl Factory: Sculpting Sound: The Art Of Vinyl Mastering: klick HIER

- Vinyl 101 - Preparing Your Release for Vinyl: klick HIER

 

 

Hintergrund-Story: https://www.soundandrecording.de/stories/interview-mit-mastering-engineer-bob-ludwig/

 

1.14. - Remastering / Remix (analog, digital)

Viele erfolgreiche Alben wurden/werden wieder veröffentlicht. Da sich mit der Zeit die Studio-Technik ständig weiterentwickelt nutzt man heutzutage zumeist die digitalen Systeme dazu die alten (originalen) Aufnahmebänder zu digitalisieren und die Musikstücke neu  "abzumischen".   

 

Beim Remastering (Nachbearbeitung) unterscheidet man im wesentlichen zwei Techniken: das Digital Remastering und das Analog Remastering. Wird das aus dem vorhandenen Musikmaterial neu abgemischt, dann spricht man von einem Remix 

(neu abgemischt). 

 

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Remastering

 

Digital Remastering  

Mit der Einführung der Compact Disc (CD) wurden oftmals die älteren Originalaufnahmen, die zumeist auf Bändern abgespeichert wurden, digitalisiert und dann für die Herstellung der CD neu aufbereitet. Im einfachsten Fall wurde 

das Master-Tape digitalisiert und das Album nahezu unverändert (es wird lediglich die Rauschanteile gefiltert) auf die CD übernommen

   

In einer zweite Variante werden die vorhanden Tonspuren (Aufnahmen) separat digitalisiert und Störgeräusche rausfiltert. Dann wird das Album komplett neu abgemischt. Dabei kann es vorkommen (meist beabsichtigt), dass der Toningenieur neue Schwerpunkte in der Zusammenstellung (dem Mix) der Tonspuren vornimmt. Das Ergebnis dieses Verfahren ist zum einen ein neuer "digitaler" (reiner) Klang in Verbindung mit einem etwas anderem Sound. Das Resultat wird dann mit der Bezeichnung "Digital Remastered"  oder "Digitally Remastered"  gekennzeichnet. Ob das so "neu" erstellte Album wirklich besser klingt ist eine Geschmacksfrage und hängt von der Ästhetik jedes einzelnen ab. 

 

Prominente Beispiele: Pink Floyd - Dark Side of the Moon  / Beatles - Sgt. Pepper Lonely Hearts Club Band ...

 

Analog Remastering (analoge Aufnahme, analog abgemischt, analoges Master Tape)

A)

Neuer Schnitt mit dem vorhandenen Analog Master Tape (Analog Master). Hierbei ist die Klangqualität am besten wenn man auf das Master Tape der 1. Generation zurückgreifen kann. Oftmals ist es nicht mehr verfügbar und man verwendet vorhandene Kopien des Master Tapes. Bei den Kopien des Master Tapes sind i.d.R. schon Klangverluste (Bandrauschen, Verlust an Dynamik durch Entmagnetisierung und Abnutzung etc.) vorhanden. Daher sind die klanglich die besten Reproduktionen erreichbar, wenn man auf das Master Tape der 1. Generation zurückgreifen kann. 

 

B)

Komplett neu analog remastered: aus dem ursprünglichen (archivierten) Rohmaterial wird komplett neu abgemischt (Remix) und daraus wird ein neues Master Tape erstellt mit dem dann wiederum ein ganz neuer Vinyl Master geschnitten (master cut). 

 

Info-Quelle:   

- Youtube: For The Record: All-Analog Mastering: klick HIER

 

1.15. - Haltbarkeit / Verschleiß

Wie lange hält eine LP aus Vinyl? Ab wann sind Klangeinbußen durch Verschleiß bemerkbar?

 

Mit diesem Thema hat sich Sascha Deutsch (klick Hier) intensiv im Frühjahr 2015 beschäftigt und hat einen Praxistest (Dauertest) durchgeführt. Er hat zu diesem Test einen Thread im Hifi-Forum aufgesetzt (klick HIER). Über diese Aktion hat dann das "Fidelity Online Magazin" einen Artikel veröffentlicht (Sascha Deutsch: Vinylquäler, 1000 mal berührt ..."  , in dem sehr schön Sascha Deutsch und sein Test beschrieben wurde: klick HIER .

 

Das Testergebnis:

Bei etwa 900-950 Abspielungen setzte merklicher Verschleiß ein und es wurden klangliche Veränderungen hörbar. Es entstanden Einbußen in den Höhen und in der räumlichen Darstellung im Vergleich zu einer gleichen LP in Neuzustand. Die nächsten 350 Abspielungen erzeugten dann soviel Verschleiß (weitere Klangeinbußen) wie die 950 Benutzungen davor. 

 

(mehr Details über diesen Test findet man in meiner Rubrik "Frag doch Mr. Good Vinyl" (dort Frage/Antwort #20-2019).


Weitere Quellen:               

- Historie, Herstellung, Formate etc. alles auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schallplatte   

- Sehr detaillierte Seite zur Schallplatte/Schallplattenwiedergabe von FL-Electronics:  klick HIER 

- Fairaudio (Schallplatten-Aufnahmetechnik 2015): 
   www.fairaudio.de/hintergrund/grundlagen-der-schallplatten-aufnahme-technik-1-dwt/