last update: 14.02.2022  

4 - Plattencover

 

"Das Auge hört mit!"

  

Zur Einleitung eine beispielhafte Auswahl von Platten-Cover aus Pop und Rock, welche die Vielseitigkeit der Cover-Art exemplarisch aufzeigt:  

 

Der Cover-Art-Trend der letzten Jahre im Bereich POP ist meist eine Fotografie des/der Künstler. Hier einige Beispiele: 

Adele, BeyonceShakira, Amy McDonald, ZAZ

 

4.1 - Cover Design und Cover Art

Das Besondere an einem LP-Album ist zunächst die Musik der Band bzw. des Künstlers oder der Interpreten.

Was mich aber auch fasziniert ist ein schönes Cover. Wie oben schon zitiert "Das Auge hört mit!" . Vergleicht man 

ein Album mit einer Flasche Wein, dann ist für mich der Wein die Musik und die Flasche mit dem Etikett das Cover.

Alle Elemente (egal ob Wein oder das Schallplatten-Album) ergeben in ihrer Zusammenstellung, wenn es gut gemacht ist, ein "Meisterwerk". 

 

Ein kleiner Blick in die Geschichte

Die Erfindung der Schallplatte geht auf den Deutschamerikaner Emil Berliner zurück (Patentanmeldung 1887) der auch das Grammophon erfand. 1904 erfand die Firma Odeon aus Berlin die zweiseitig bespielbare Schallplatte, die nun auch mit Papieretiketten (Labels) versehen war. Sie wurde mit 25 und 30 cm Durchmesser produziert und hatte eine Spieldauer von 5,5 Minuten. Verpackt wurden die Platten in braunen Papierumschlägen (Beispiel s.u.). Die Verbreitung dieser Schallplatten war aufgrund ihrer kostspieligen Herstellung und es hohen Preises sehr begrenzt.

 

In den 1930er erhielt die Schallplatte schließlich die Form, wie wir sie heute kennen mit 33 1/3 Umdrehungen und Stereo-Technik. 1948 erfolgte die Ablösung der Schellackplatte  durch die Erfindung der Vinylschallplatte. Sie war billiger und unempfindlicher. 

 

Hier mal ein Vergleich einer Papierhülle von Electrola aus den 1930 Jahren mit einem LP-Cover aus den 1970er, ebenfalls Electrola (Cover-Rückseite von "Queen - A Day At The Races" von 1976). Sehr schön ist hier auch der Größenunterschied der Formate zu erkennen. Die Papierhülle hat die Maße 26 x 26,5 cm und die Schellackplatte hat 25cm im Durchmesser. Das heutige Cover hat die Maße 31,5 cm x 31,5 cm, die Vinyl-Schallplatte hat einen Durchmesser von 30 cm (beide Exemplare stammen aus meiner Sammlung). 

 

Gegenüberstellung einer Schellack-Schallplatte aus den 1930er mit einer Vinyl-Schallplatte aus den 1970er:

Das Schallplatten-Cover hat eine Geschichte und es entwickelte sich die sogenannte "Cover Art"

Das Cover als schützende und künstlerisch gestaltete Kartonhülle gibt es in der heutigen Form erst seit 1947. Als Begründer gilt  der Amerikaner Alex Steinweiss (*1917 -bis 2011, seine Lebensstory klick HIER). Er war angestellter Art-Director bei den Columbia Records in New York City/USA. Er entwickelte und realisierte mit seinen Grafik-Ideen das erste künstlerisch gestaltete Cover und realisierte zu Lebzeiten mehr als 2.500 (!) ausgeschmückte Plattencover.

So fing es an: Das erste klassische Cover der Welt
Gleich das erste Werk des Verpackungsvisionärs Alex Steinweiss wurde zum vielzitierten Klassiker. Für das Cover der "Smash Song Hits" der Broadway-Größen Richard  Rodgers und Lorenz Hart.  

Er fuhr mit einem Fotografen zum Imperial Theater an der 45th Straße in New York. "Ich überredete den Besitzer, die Reklame eine Stunde lang so einzustellen, dass wir den Schriftzug 'Rodgers & Hart' fotografieren konnten."  Hinter das Foto legte er auf dem Cover in roter Farbe die Rillen einer stilisierten Schellackplatte - wie eine Zielscheibe, die den Blick der Käufer auf sich ziehen sollte.

Alle vom Plattenhüllen-Pionier Steinweiss gestalteten Cover wurden von ihm signiert. Für ihn waren Bild und Ton zwei Kunstwerke, die Hand in Hand gingen (mehr zu A. Steinweiss: klick HIER).

Somit war auch das klassische Layout eines Album-Covers erfunden. Die eine Seite enthielt ein bunt gestaltetes Titelbild, als emotional wirkendes Signal, und die andere Seite beinhaltete informative Texte (Liner Notes genannt; Beispiele s.u.). Man erkannte, dass die zur Aufbewahrung dienenden Kartonhüllen auch gleichzeitig ein Werbeträger sein kann, um somit den Anreiz bei der Käuferschaft zu erhöhen.

 

Die Gestaltung der Plattencover übernahmen in der ersten Jahren ausschließlich bei Plattenfirmen angestellte Cover-Designer. Zu den bekanntesten gehörte neben Alex Steinweiss (s.o.)  u.a. auch der Grafiker Reid MilesSeine Entwürfe für das Jazz-Label Blue Notes gehören heute zu den Klassikern des Schallplatten-Grafik-Designs (Beispiele klick HIER).

 

In den 50er Jahren kam dann die Ära von Cover-Designern wie z.B. Paul Bacon, John Hermansader und des bereits oben genannte Reid Miles. Dieser trieb die Cover-Gestaltung für das populäre Jazz-Label Blue Note künstlerische an die Spitze.

Er arbeitete mit Typografie, angeschnittenen Fotografien von Frank Wolf  und ungewöhnlichen Freiflächen - eine bislang nie dagewesene Design-Ästhetik. Miles gestaltete Plattencover so hübsch und interessant, man wollte sie besitzen, bevor man überhaupt die Musik hörte.

 

Mit der aufkommenden Rock- und Pop-Musik der 1960er Jahre, nahmen die Bands und Künstler immer größeren Einfluss auf die Covergestaltung. Für die Covergestaltung wurden Designer und Graphiker oder sogar ganze Teams (Agenturen, z.B. Hipgnosis in London) engagiert. Es gab aber auch Bands und Musiker, die die Sache lieber selbst in die Hand nahmen und damit begannen ihre Plattenhüllen nach ihren Ideen selbst zu gestalten.

 

Die späten 1960er und 1970er Jahre waren die Blütezeit des gestalteten Plattencovers. Man experimentierte z.B. mit Fotografie, macht Anleihen im Surrealismus und bei Comics und persiflierte sogar das Plattencover anderer Bands.

Künstler wie Roger Dean und Mati Klarwein  (Santana Abraxas) oder der Graphik-Designer Storm Thorgersons (Design-Studio Hipgnosis, Liste "Hipgnosis-Alben")  arbeiteten für verschiedene Bands (u.a. Pink Floyd) und wurden durch ihre Plattencover-Entwürfe berühmt. Aber auch renommierte Künstler wie Andy Warhol (z.B. „Sticky Fingers“, die Velvet Underground-Banane), Joseph Beuys („Sonne statt Reagan“), Keith Haring  (David Bowie Single) entdeckten das Plattencover als Gestaltungsmöglichkeit und schufen so außergewöhnliche Kunstwerke.

 

Interessante Cover-Art-Designer sind auch Ernst Gamper (Yello), Peter Corriston (z.B. für Rolling Stones, Led Zeppelin, Jethro Tull, Rod Steward,  Robert Crumb, Jeff Koons (Cover Artpop für Lady Gaga), Robert Rauschenberg,  ....

 

Und hier noch eine Zusammenstellung von Plattencovern, die Andy Warhol entworfen hat: klick HIER oder HIER

Das erste Album, das man der Designkunst zuordnete wurde, ist das Album der SMALL FACES - ODGENS' NOT GONE FLAKE  aus dem Jahr 1968 (Quelle: Wikipedia, klick HIER). 

 

Das Vinyl-Album ist rundes 4-fach Klappcover und ist einer alten englischen Tabakdose nachempfunden (discogs.com: klick HIER). Damals hatten die Bandmitglieder ihr Marihuana in solchen Dosen versteckt. 

 

Von dem Album gibt es eine 1989er CD-Edition (Tin Can Edition) die tatsächlich eine Blechdose als Cover hat (discogs.com, klick HIER).


Ähnliche Artikel im WWW:

- Planet Wissen - "Die Schallplatte": klick HIER

- Badische Zeitung - "125 Jahre Schallplatte und läuft und läuft": klick HIER

- Homepage "Grammophon Platten - Die ersten Schallplatten: klick HIER

- Deutschlandfunk - "Plattencover: Kunst auf Musik": klick HIER

 

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<<< in Planung/Idee >>> 

- Die schönsten und die schlechtesten Cover ...  HIER und HIER
- Beispiele von Cover aus den 40er bis heute (Innovativste Periode war m. E. Mitte der 1960er bis in die 1980er)

- Sammler-Tipps


4.2 - Elemente eines Schallplatten-Außenhülle (Cover)

Hier die Ansichten auf ein unbedrucktes Plattencover (Rohling) in der Version eines Klappcovers . Wird in der Fachsprache als GAT (Gate Fold) oder auch als FOC (Fold Out Cover) bezeichnet.

 

Der Einschub für die Schallplatte befindet sich auf der rechten Seite oder auch oben (meist bei 12 Zoll Maxi-Singles).

 

Das Material ist Karton in der Stärke von ca. 300g/m2, das meist laminiert ist, d.h. es ist mit extrem dünner Folie überzogen. Dadurch hat die Cover-Oberfläche einen leichten Glanz und ist dadurch unempfindlicher. Nachteil: bei alten Covern verliert die Laminierungihre Elastizität, bildet Risse (meist an den Flanken) oder löst sich sogar ab und bildet Blasen.  


Auf der Stirnseite des Covers ist der Titel und die Serien-Nr. aufgedruckt, sodass man im Regal das Album erkennen kann ohne es herauszunehmen zu müssen.

 

Fabrikneue Alben sind zusätzlich in Folie eingeschweißt. Dadurch ist das Cover geschützt und man erkennt das es sich um eine Neuware handelt.

 

Sammler-Tipp:

Vorsicht bei alten oder seltenen Platten die noch eingeschweißt sind (still sealed). Es ist schon vorgekommen, dass es sich um Platten handelte, die wieder eingeschweißt wurden. Kann auch sein, dass die Folie teilweise innen verklebt ist, sodass man diese nicht mehr entfernen kann ohne dabei die Oberfläche des Covers zu zerstören (in diesem Fall die Folie so lassen wie sie ist).

 

Druckvorlage eines Plattencovers:

Hier ein Beispiel einer Zuschnitt-Vorlage für eine einfache Plattenhülle.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: cdherstellung24.de

 

 


Was befindet sich am Cover vorne, hinten, seitlich?

Abgesehen vom "White Album" der Beatles oder dem "Black Album" von Prince sind auf einem Cover folgende Elemente

eigentlich Standard ("eigentlich", weil es zig Variationen gibt):

 

Vorderseite

Album-Titel, Künstler- oder Band-Name, Titelbild, Verlags-Logo und Serien-Nr (eher selten) ...

 

Rückseite

Die sogenannten Liner Notes:

Künstler-Liste, Song-Liste mit Spieldauer, Produzent, Studio, Ton-Ingenieur, Verlag, Serien-Nr., Barcode, Labelcode, Jahr, ... 

 

Cover-Rücken

Auf dem Cover-Rücken (das ist die schmale Kante, die man sieht, wenn man die Alben hochkant in einem Regalfach stellt) 

sind im Normalfall folgende Informationen zu finden 1. Der Interpret, 2. der Albumtitel und 3. die sogenannte Katalog-Nr. des Albums. Somit kann man auf einem Blick die wichtigsten Information zu den Alben ablesen, wenn diese hochkant aufgereit sind.

 

Bsp. #1: 

Auf dem 1985er Greatest Hits Album der englischen Band QUEEN sind folgende Infos auf dem Coverrücken aufgedruckt: QUEEN    GREATEST HITS   1C 064 78071. 

 

Bsp. #2

Auf der deutschen Erstausgabe von Elton John's "Goodbye Yellow Brick Road" (GER 1973, DoLP, Trifold) sind auf dem Coverrücken folgende Infos zu finden: ELTON JOHN     DJLPD 1001. 

 

 

Ein Cover-Beispiel:

Ich habe einfach mal "blind" in mein Plattenregal gegriffen und folgendes Album herausgezogen:

THE ALLAN PARSON PROJECT - EYE IN THE SKY (EU 1982, 1st Release, OIS, embossed (gold print), ARISTA - 204 666-320, LC 3484, Printed in Germany). Von diesem Album gibt es  115 Versionen (Cassetten, CDs, LPs).  Die gezeigte Version hat einen Sammler-Wert von ca. +/- 7€ (Cover: VG+ / LP: NM-). Album-Beschreibung in Wikipedia: klick HIER (deutsch), klick HIER (englisch).

 

An diesem Album zeige ich mal exemplarisch die typischen Element eines Platten-Cover:

(zum vergrößern Foto anklicken, Kommentare in der Fußleiste):

4.3 - Varianten / Besonderheiten

Cover-Variationen

Oberfläche mit Metallfolie (gold, silber) beschichtet (z.B. beim Album "The XX - I See You" )... oder auch texturiert ( z.B. beim Album "Fleetwood Mac - Roumors" ... oder mit Prägung (embossed, z.B. beim Album "Die Tote Hosen - Ein Kleines Bisschen Horrosschau" ),  unterschiedliche Cover-Formen (rund, achteckig), mit Aufkleber (Sticker) etc. . 


Kleiner Gimmick-Spaß zum Schluß

Habe bei meinen Recherchen diese Anleitung "Kreiere dein eigenes Platten-Cover" gefunden, auf http://www.apfelinsel.de/forum/index.php?topic=2755.0

bzw. auf https://praegnanz.de/weblog/soren-krogh-peace-of-the-done 

 

Viel Spaß ...

 

Hier meine ersten Ergebnisse: