Schallplatten-Ausstellung

 "Bunte Hülle - schwarze Scheibe "

Sonntag, 01.07.2018, 10-18.00 Uhr in Lampertheim

Der Begleittext zur Ausstellung:

Ein kleiner Blick in die Geschichte der Schallplatte

Die Erfindung der Schallplatten geht auf den Deutschamerikaner Emil Berliner zurück (Patentanmeldung 1887) der auch das Grammophon erfand. 1904 erfand die Firma Odeon aus Berlin die zweiseitig bespielbare Schallplatte, die nun auch mit Papieretiketten (Labels) versehen war. Sie wurde mit 25 und 30 cm Durchmesser produziert und hatte eine Spieldauer von 5,5 Minuten. Verpackt wurden die Platten in braunen Papierumschlägen (Beispiel s.u.). Die Verbreitung dieser Schallplatten war aufgrund ihrer kostspieligen Herstellung und des hohen Preises sehr begrenzt.

In den 1930er erhielt die Schallplatte schließlich die Form, so wie wir sie heute kennen mit 33 1/3 Umdrehungen und Stereo-Technik. 1948 erfolgte die Ablösung der Schellackplatte  durch die Erfindung der Vinylschallplatte. Sie war billiger und unempfindlicher. 

 

Es entwickelte sich die sogenannte Cover-Art

Das Cover als schützende, bedruckte und gestaltete Kartonhülle gibt es in der heutigen Form erst seit 1947. Als Begründer gilt  der Amerikaner Alex Steinweiss (*1917 -bis 2011). Er war angestellter Art -Director bei den Columbia Records in New York City/USA. Er entwickelte und realisierte mit seinen Grafik-Ideen das erste Art-Cover und realisierte zu Lebzeiten mehr als 2500 Plattencover.

So fing es an: Das erste klassische Cover der Welt

Gleich das erste Werk des Verpackungsvisionärs Alex Steinweiss wurde zum vielzitierten Klassiker. Für das Cover der "Smash Song Hits" der Broadway-Größen Richard  Rogers und Lorenz  Hart. 

Er fuhr mit einem Fotografen zum Imperial Theater an der 45th Straße in New York. "Ich überredete den Besitzer, die Reklame eine Stunde lang so einzustellen, dass wir den Schriftzug 'Rodgers & Hart' fotografieren konnten."  Hinter das Foto legte er auf dem Cover in roter Farbe die Rillen einer stilisierten Schellackplatte - wie eine Zielscheibe, die den Blick der Käufer auf sich ziehen sollte.

Seine Cover signierte der Plattenhüllen-Pionier stets wie selbstverständlich. Für ihn waren Bild und Ton zwei Kunstwerke, die Hand in Hand gingen.

 

    1947: Das erste bedruckte Cover von A. Steinweiss 

  

Somit war auch das klassische Layout eines Album-Covers erfunden. Die eine Seite enthielt ein bunt gestaltetes Titelbild, als emotional wirkendes Signal, und die andere Seite beinhaltete informative Texte (Liner Notes genannt; Beispiele s.u.). Man erkannte, dass die zur Aufbewahrung dienenden Kartonhüllen auch gleichzeitig ein Werbeträger sein kann, um somit den Anreiz bei der Käuferschaft zu erhöhen.

 

Die Gestaltung der Plattencover übernahmen in der ersten Jahren ausschließlich bei Plattenfirmen angestellte Cover-Designer. Zu den bekanntesten gehörte neben Alex Steinweiss (s.o.)  u.a. auch der Grafiker Reid MilesSeine Entwürfe für das Jazz-Label Blue Notes gehören heute zu den Klassikern des Grafik-Designs (Beispiele klick HIER).

 

Mit der aufkommenden Rock- und Pop-Musik der 1960er Jahre, nahmen die Bands und Künstler immer größeren Einfluss auf die Covergestaltung. Für die Covergestaltung wurden Designer und Graphiker oder sogar ganze Teams (Agenturen, z.B. Hipgnosis in London) engagiert. Es gab aber auch Bands und Musiker, die die Sache lieber selbst in die Hand nahmen und damit begannen ihre Plattenhüllen nach ihren Ideen selbst zu gestalten.

 

Die späten 1960er und 1970er Jahre waren die Blütezeit des gestalteten Plattencovers. Man experimentierte z.B. mit Photographie, macht Anleihen im Surrealismus und bei Comics und persiflierte sogar das Plattencover anderer Bands.

Künstler wie Roger Dean und Mati Klarwein (Santan Abraxas) oder der Graphik-Designer Storm Thorgersons  (Hipgnosis arbeiteten für verschiedene Bands (u.a. Pink Floyd) und wurden durch ihre Plattencover-Entwürfe berühmt. Aber auch renommierte Künstler wie Andy Warhol (z.B. „Sticky Fingers“, die Velvet Underground-Banane), Joseph Beuys („Sonne statt Reagan“), Keith Haring  (David Bowie Single), entdeckten das Plattencover als Gestaltungsmöglichkeit und schufen so außergewöhnliche Kunstwerke.

 

Interessante Cover-Art-Designer sind auch Ernst Gamper (Yello), Peter Corriston (z.B. für Rolling Stones, Led Zeppelin, Jethro Tull, Rod Steward,  Robert Crumb, Jeff Koons (Cover Artpop für Lady Gaga), Robert Rauschenberg,  ....