Kompaktlautsprecher "Altina-1"

DIY Kompaktbox "Altina-1"
DIY Kompaktbox "Altina-1"

Überblick

Eines meiner Winterprojekte 2023/24 wurde heute fertiggestellt: die Lautsprecherbox "Altina-1".

 

Dabei handelt es sich um einen gekauften Lautsprecherbausatz (Lausprecherchassis, Bauteile für die Frequenzweichen, Dämmmaterial vom lautsprechershop.de), aber das Boxendesign habe ich mir selbst ausgedacht und auch komplett selbst gebaut. Beim Design habe ich mich ein klein wenig am früheren englischen Boxendesign angelehnt (z.B. von der Fa. Harbeth, klick hier), dass so langsam im Boxenbau eine Renaissance erfährt, gepaart mit etwas modernem Industrie-Design (Beton-Optik).

 

Dazu musste ich mich u.a. in die Holzfrästechnik einarbeiten und lernen, wie man mit einer Oberfräse umgeht und wie man damit Nuten und Kreise schneidet. Ebenso musste ich erfahren, dass eine Tischkreissäge ganz schön gefährlich sein kann, wenn man ungeübt ist. Auch bin ich mit dem kleinen Dremelschleifer jetzt "per Du". 

 

"Altina-1" ist ein Kunstwort und setzt sich aus den Vornamen von mir und meiner Frau zusammen. Die "1" steht für die Version V1.0. In einem Zeitraum von fast 6 Wochen (inkl. diverser Fehlversuche, mehre kleine Schnittwunden) habe ich die fast 100  Bauteile (pro Box, Schrauben mitgezählt) zusammengefügt.

 

Die Idee zu dieser Lautsprecherbox kam mir im Sommer 2023, als ich zum ersten mal die Lautsprecherbox "Konzertina" von Dr. C. Barthel (Philharmonische-Lautsprecher.de) in einem YouTube-Video gesehen hatte. Da ich schon immer eine hochwertige Kompaktbox haben wollte, da wurde die Idee geboren, im Winter sozusagen die Schwester zur "Konzertina" zu bauen. Allerdings sind die beiden Boxen nicht wirklich miteinander vergleichbar, da der Setup (Chassis, Frequenzweiche, Gehäuse) unterschiedlich realisiert wurden.

 

Konzeption 

Im Gegensatz zur "Konzertina", deren Gehäuse komplett aus Beton gegossen ist und deutlich schwerer ist, besteht die "Altina-1" im Prinzip aus zwei ineinander geschachtelten Gehäusen. Das innere Gehäuse besteht aus Birke-Multiplex (21 mm) und drumherum habe ich ein zweites Gehäuse aus Bodenlaminat (8 mm Vinyl) in Betonoptik gebaut. Die Fronten sind aus Eichenleimholz gefertigt. Durch die Menge an verbauten Material, inkl. der beiden Chassis und Frequenzweichen, bringt die komplette Box dennoch 11,5 kg auf die Waage! Nur bei extrem großen Lautstärken spüre ich feine Vibrationen am Gehäuse - bei mittlerer und Zimmerlautstärke ist bei aufgelegter Hand nichts zu spüren. 

 

Die "Altina-1" ist eine Bassreflex-Box mit seitlich angebrachten Bassreflexrohren mit einen Durchmesser von ca. 60 mm. 

 

Eine pfiffige Sache habe ich mir bei den Lautsprechern von Bowers&Wilkins abgeschaut: in den vier Frontecken habe ich innen kleine Rundmagnete eingebaut, damit ich später eine Frontbespannung anbringen kann, ohne das man dazu eine mechanische Befestigung benötigt, d.h. man sieht keinerlei Bohrungen oder Klammern an der Front (Details s.u.).    

 

Der Bausatz

Den Lautsprecherbausatz, mit Namen OROPHIN (Orophin ist eine Figur aus "Herr der Ringe"),  habe ich beim Lautsprechershop.de gekauft (klick Hier). Der Entwickler der Box ist Marek Held aus Eichstätt. Er betreibt die Homepage www.thalion-acoustic.de.

 

Mein Klangeindruck

Klar, abgesehen vom Design ist das wichtigste der Klang. Was ich hier schreibe ist mein persönlicher, subjektiver Eindruck und könnte bei anderen Hörern unterschiedlich in der Bewertung ausfallen. Mein Gehör ist in den letzten drei Jahren durch die Standbox B&W 603-S62 vom englischen Hersteller Bowers & Wilkins geprägt. Es ist eine 4-Wegebox ca. 1 Meter hoch.     

 

Der Hochtonbereich der "Altina-1" ist durch den "Air Motion Hochtöner" beeindruckend frisch. Ich habe beispielsweise noch nie so naturgetreu ein Klavier gehört (z.B. Grönemeyer - Currywurst (klick hier)). An diese Klarheit im Hochtonbereich muss man sich erst mal gewöhnen, daher habe ich den Hochtonbereich (TREBLE) an meinen Verstärker (DENON  DRA-800) zunächst etwas zurückgenommen. 

 

Der Mitteltonbereich ist bedingt durch die Größe des Chassis etwas zurückhaltend, es fehlt mir hier etwas Wärme und Power (hier fehlt einfach die arbeitende Membranfläche einer Drei- oder 4-Wegebox). Dennoch spielt die Box im Bassbereich überraschend tief. Hier habe ich den Bassbereich (BASS) an meinem Verstärker etwas angehoben, weil ich die Box in Zimmerlautstärke betreibe. Sinnvoll wäre für mich wäre möglicherweise ein Verstärker/Receiver mit einer "Loudness"-Funktion (aber nur deshalb, weil ich die Musik oftmals relativ leise höre). 

 

Insgesamt, und das ist wohl auf den sehr linearen Frequenzgang der beiden Chassis und Weiche zurückzuführen, spielt die "Altina-1" sehr transparent, etwas zurückhaltend, aber dafür unglaublich detailliert. Im Vergleich zu meiner TEUFEL DEFINION (auch eine Zweiwege-Box) ist die "Altina-1"  insgesamt klangtechnisch der DEFINION überlegen, wobei die DEFINION  im mittleren Tieftonbereich dagegen etwas mehr wärme bietet. Das konnte ich aber mit der Justage am Verstärker (BASS, TREBLE) kompensieren.

 

Die "Altina-1"  ist m.E. gut geeignet als Monitorbox, wenn man die Details raushören möchte. Die räumliche Abbildung ist recht gut und das Stereo-Dreieck muss nicht akkurat eingehalten werden. Besonders gut gefällt mir, dass ich die "Altina-1" im Nahbereich einsetzen kann. Sie steht bei mir recht nahe,  etwa 1 Meter von meiner Hörposition entfernt. 

Die Kompaktbox zeigt gnadenlos die Schwächen meines Mittelklasse-Verstärkers auf und fordert mich auf, hier unbedingt nachzubessern! Ach ja, ... "Der Weg ist das Ziel". 

 

Alben mit denen ich die Box zuerst probegehört habe:

  • Vinyl: Friedmann - The Master Tracks (DoLP, 180g, DMM, 45 rpm), klick Hier,
               Aha Hunting - High and Low (Maxi 45 rpm), klick Hier
     
              Charlie Byrd - Direct Disc Recording (Direktschnitt-Aufnahme, 45 rpm), klick Hier 
  • CD:  Dire Straits - Brother in Arms, klick Hier 

 

Technischen Daten:

Das Typenschild auf der Rückseite der Box

Fotostrecke der fertigen Box:


Bauphase

Die Lautsprecher-Chassis

Die Box ist mit zwei Lautsprecher-Chassis ausgestattet, die einen sehr linearen Frequenzgang in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich besitzen. Die Übernahmefrequenz liegt bei 3 kHz. Die Chassis sitzen sehr enge beieinander, was einer gebündelten Abstrahlung begünstigt. Der Hochtöner (auch die meisten Teile der Frequenzweiche) stammen aus Köln (Fa. Mundorf, klick hier) und der Tiefmitteltöner wird in Videbæk/Dänemark (Fa. Scanspeak, klick hier) handgefertigt.  

 

Diese Chassis kommen zum Einsatz:


Gehäuse

Das Gehäuse besteht aus zwei ineinander geschachtelte Gehäuse. Das innere Gehäuse besteht aus 21 mm Birke -Multiplex. Darüber gestülpt und mit Baukleber miteinander verbunden ist eine Dekorgehäuse aus Bodenlaminat 8mm in Betonoptik-Dekor (perlgrau). Die Außenkanten sind mit 45 Grad gefast, sodass die Ansätze (Kanten) kaum sichtbar sind. Minimale Unebenheiten an den Kanten habe ich mit hellgrauen Silikon kaschiert. 


Die Fronten

Die Fronten sind aus 20 mm Stabeiche (Leimholz) gefertigt, es sind es Regalbretter aus dem Baumarkt. Mit einem Fräszirkel und einer Oberfräse wurden die runden Ausschnitte für die Chassis ausgefräst. Danach habe ich eine umlaufende 4 mm tiefe Nut in die Rückseite der Fronten gefräst, damit diese bei der Montage etwas über das Gehäuse ragen. 

 

Alle Nuten wurden mit 1 mm Moosgummi beklebt, sodass die Fronten an den Gehäusestirnseiten dicht abschließen. Die Innenflächen der Fronten und Gehäusewände wurde mit Filz gedämmt. Das Brett mit den Chassis wurde von innen mit Schrauben fixiert. 

 

Die Außenflächen der Front und Rückwand wurde mit Bondex Holzwachs (farblos) imprägniert, was dem Holz einen warmen honigfarbenen Holzton verliehen hat. 

 


Magnete für Frontbespannung

Eine pfiffige Lösung, um eine Frontbespannung unsichtbar anbringen zu können, habe ich mir beim Boxenhersteller Bowers&Wilkins abgeschaut. In der Front sind rückseitig (unsichtbar) kleine Ringmagnete ( 10 mm, je 4 Stk. pro Ecke) eingelassen. Zusammen mit kleinen Magneten am späteren Rahmen der Frontbespannung klappt dann das Anbringen und Entfernen sehr einfach.  


Frequenzweichen

Ich habe mich entschieden, die beiden Frequenzweichen (Hochton- und Mitteltiefton) getrennt aufzubauen, um Interferenzen und Mikrophonie-Effekte auszuschließen. Die Bauteile der Hochtonweiche wurde auf einer Rasterplatine verlötet und die fertige Weiche wurde oben am Gehäusedeckel befestigt.

 

Die Mitteltieftonweiche ist recht groß geworden. Die Bauteile habe ich auf einer dünnen Sperrholzplatte montiert. Die Spulen wurden mit Plastikschrauben befestigt und die Kondensatoren und Widerstände wurden mit Kabelbinder fixiert.  

 

Zur Dämmung der recht großen Mitteltieftonweiche habe ich zusätzlich die glatten Flächen mit Filz beklebt, weil die Weiche sehr groß ausgefallen ist und innen an der Rückseite montiert wurde.

 


Innendämmung und Endmontage

Nachdem das Gehäuse, Fronten und Weichen zusammengebaut wurden konnte der komplette Zusammenbau der Box erfolgen.  Zunächst wurde noch das Dämmmaterial an den Seitenwänden eingeklebt (MT Bondum 800) und zum Schluss wurde noch der Deckel, Rückwand und Boden mit Sonofil-Flies verkleidet. 

 

Die Frontplatte wurde angeschraubt, die beiden Chassis eingesetzt und zuletzt wurde die Rückwand angeschraubt.


Typenschild

 Abgerundet wurde die Fertigstellung mit einem kleinen Typenschild, das unten an der Front eingelassen wurde. Dazu habe ich mit einem Dremmel eine kleine Nut an der Frontplatte gefräst. Anschließend ein Alublech eingepasst, poliert, mit Doppelklebeband angebracht und mit einem Beschriftungsgerät habe ich den Schriftzug "Altina-1" gedruckt. Das Ganze war eine ziemliche Fummelei, denn das Typenschild ist nur 3x1cm groß.


"... habe fertig!"

Aus knapp 100 Bauteilen und etliche Stunden Schreinerei (Gehäuse) und Elektrotechnik (Verkabelung, Lötarbeiten) ist die "Altina-1" endlich fertig geworden. Den Boxenständer hatte ich bereits mal letzten Jahr gebaut. 


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Kommentare: 1
  • #1

    Lutz Grebenstein (Samstag, 10 Februar 2024 18:41)

    Hallo lieber Alfred, das ist ja ein sehr interessanter Bericht. Ja da sind ja allerhand Fertigkeiten gefragt!!! Klasse wie du das wieder dokumentiert hast.

    Ich hatte mir mal in den Anfangstagen von Lautsprecher Teufel mir zwei Bausätze gekauft und zusammengebaut. Der letzte,die LT2a, lief bis zum letzen Jahr bei mir. Hatte einen Magnetostat im Hochtonbereich und war eine Transmissionline Standbox.
    Die Fräsarbeiten blieben mir erspart, der rest war auch dabei. Habe das Gehäuse damals in Nussbaum gebeitzt und mattiert. Für echtes Nussbaufurnier reichte das Geld nicht.
    Ende letzten Jahres habe ich nach guten 35 Jahren auf etwas Fertiges zurückgegriffen. Bei mir steht seitdem eine KEF R11 im Wohnzimmer. Man, war das ein Unterschied!!!
    Liebe Grüße
    Lutz